Herbert Stein

2. Mai 2020

 

Die internationale und freundschaftliche Erfahrung des Kinderheimes geben mir die Gewissheit, dass es für den Frieden gilt, immer wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

Herbert Stein (geb. Frommelt) war 2019 Gast bei unserem Fest zum 9. Mai. Er kam am 23. Februar 1932 als Sohn der Kommunisten Erna Frommelt und Kurt Siegmund zur Welt. 1934 flüchtete die Familie zunächst nach Prag, zu Beginn des Jahres 1936 nach Moskau. Herbert und seine Mutter nahmen u.a. Quartier im Hotel Lux.
 
Während der Vater mit Herbert Wehner illegale Arbeit in Schweden leistete, blieb die Mutter zunächst bei Herbert, bis sie einen illegalen Auftrag im Iran erhielt, weshalb Herbert im November 1939 in das Internationale Kinderheim der MOPR (Internationale Rote Hilfe) in Iwanowo kam. Seine Mutter erklärte, es sei nur für ein paar Tage. Erst 1956, als die Mutter aus Sibirien zurückkehrte, sahen sich Mutter und Sohn wieder. Einen ersten Kontakt zum Vater gab es im Januar 1946, das Wiedersehen kam jedoch erst im September 1954 in Moskau zustande. Von der Kapitulation der Wehrmacht erfuhr Herbert in der Nacht zum 9. Mai 1945 im Kinderheim.
 
Die Zeit in Iwanowo prägte sein Leben. Seine Brüder und Schwestern aus aller Welt blieben ihm immer eine Familie. Bis heute, Herbert ist inzwischen 88, trifft er sie mehrfach im Jahr.
 
In Iwanowo absolvierte Herbert die 10. Klasse und begann 1951 zunächst ein Studium der Medizin, schloss dann aber 1957 das Studium am Moskauer Institut für Energetik mit dem Diplom ab. 1954 lernte er in Iwanowo seine spätere Frau Galina kennen. Mit ihr hat er zwei Töchter. Nach 23 Jahren betrat Herbert wieder deutschen Boden und lebte fortan in Berlin, DDR. Sein beruflicher Werdegang führte ihn zunächst in die Werkzeugmaschinenfabrik Berlin-Treptow, später in eine Einrichtung des RGW in Moskau. Anschließend war er am Institut für Information und Dokumentation, später an der Akademie der Wissenschaften tätig.
 
Die Erfahrung des Krieges prägte Herberts politische Haltung. Die internationale und freundschaftliche Erfahrung des Kinderheimes geben ihm die Gewissheit, dass es für den Frieden gilt, immer wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Sein Credo: Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus.