Werner Knapp

1. Mai 2020

 

Obgleich lange absehbar, löste dann die Nachricht über die bedingungslose Kapitulation des faschistischen Deutschlands bei uns allen unbeschreiblichen Jubel aus, der sich mit der Begeisterung der örtlichen Bevölkerung (Bourbourg, Frankreich) verband. Der Tag des 8. Mai 1945 hat, abgesehen von seiner historischen Bedeutung, aus verständlichen Gründen eine tiefe Spur im Leben von Millionen von Menschen hinterlassen, unabhängig davon, wo und wie sie gegen das faschistische Deutschland gekämpft oder unter der Besatzung gelitten haben.

Werner Knapp war 2011 zu Gast bei unserem Fest zum Tag des Sieges. Er wurde am 24. September 1921 als Sohn kommunistischer Eltern in Berlin geboren. In der Zeit der Nazi-Diktatur musste sein Vater in die Illegalität. Seine Mutter schrieb Flugblätter für Widerstandsgruppen der KPD. 1935 emigrierte die Familie auf Drängen der KPD nach Prag.
 
Hier besuchte Werner Knapp die Realschule. Er war Mitbegründer der FDJ am 8. Mai 1938 in Prag. Kurz vor der Besetzung Prags durch die deutsche Wehrmacht emigrierte er nach Paris und begann eine Lehre als Maschinenschlosser. Im Oktober 1939 meldete er sich freiwillig mit anderen Söhnen von deutschen Antifaschisten zur Tschechoslowakischen Auslandsarmee im Süden Frankreichs und kam im Juni 1940 an die Front an der Marne. Er kämpfte bis zum 8. Mai 1945 in dieser Armee. Den 8. Mai 1945 erlebte Werner Knapp als Angehöriger eines tschechoslowakischen Panzerregiments bei der zur Festung erklärten Stadt Dünkirchen. Dorthin hatten sich über 13.000 Wehrmachtsangehörige der 226. Granatwerferdivision, SS-Einheiten und Soldaten anderer Waffengattungen geflüchtet und eingeigelt.
 
Nach Kriegsende besuchte er eine Neulehrerausbildung und studierte dann an der Leipziger Universität von 1947 bis 1950 Gesellschaftswissenschaften und Außenpolitik. Danach arbeitete er im Außenhandel und an der Humboldt-Universität.
 
Ab Mitte der 50er Jahre war er für das Verkehrsministerium der DDR bei der zivilen Luftfahrt tätig.