Hermann-Ernst Schauer
1. Mai 2020
Ein solcher Krieg darf sich nie wiederholen! Bereits den Anfängen zu wehren heißt für mich, sich gegen jegliche Erscheinungsform von Rassismus, Chauvinismus und Gewalt einzusetzen, sich der Missachtung der Demokratie, der Verletzung der Würde und der Freiheit des Menschen wo auch immer zu widersetzen.
Hermann-Ernst Schauer war 2010 zu Gast bei unserem Fest zum Tag des Sieges. Er wurde am 28. Januar 1923 geboren, sein Elternhaus war deutsch-national eingestellt. Sein Vater war ein hochdekorierter Offizier des Ersten Weltkriegs und Standortbevollmächtigter für Luftschutz in Rostock. Herrmann Ernst Schauer besuchte ein humanistisches Gymnasium in Rostock. Er war der einzige Sohn der Familie, erzogen in dem Geist, dass der Offiziersberuf besonders ehrenhaft und verantwortungsvoll sei. Im November 1939 meldete er sich freiwillig zur Wehrmacht und absolvierte die Kriegsschule in Potsdam. In der Nacht vom 21. zum 22. Juni 1941 marschierte der knapp 18-jährige Leutnant der Wehrmacht mit der „zweiten Welle“ in die Sowjetunion ein, um, wie es propagiert wurde, den Weltfrieden vor der Bedrohung durch das „jüdisch-bolschewistische Russland“ zu retten.
Knapp drei Wochen später, am 12. Juli, geriet er bei einem Spähkommando in Gefangenschaft. Hermann-Ernst kam in das Kriegsgefangenenlager in Jelabuga (früher ein Ort in der Tatarischen Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik), in der die erste antifaschistische Offiziersgruppe unter Hauptmann Ernst Hadermann gebildet wurde. Die Begegnung mit Ernst Hadermann prägte Hermann-Ernst Schauer sehr und so gehörte er 1943 zu den Mitbegründern des Nationalkomitees Freies Deutschland (NKFD) und des Bundes Deutscher Offiziere (BDO) und wurde als Angehöriger der Frontorganisation des NKFD im Hinterland der faschistischen Truppen eingesetzt.
Anfang 1944 gehörte er zu einer von zwei Gruppen, die – nach entsprechender Ausbildung – per Fallschirm über dem Partisanengebiet bei Logoisk in der Nähe der belorussischen Hauptstadt Minsk, im Rücken der deutschen 9. Armee abgesetzt wurden. Sie hatten die Aufgabe, Flugblätter zu drucken und sie mit Hilfe der Partisanen in den örtlichen Garnisonen zu verteilen. Vor allem suchten sie Kontakt zu Soldaten und Offizieren in den Wehrmachtseinheiten, um auch dort Widerstandsgruppen zu schaffen.
Im November 1945 kehrte er nach Deutschland zurück, wurde Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und arbeitete als Redakteur beim Rundfunk in der sowjetischen Besatzungszone. Nach einem Studium (Geschichte und Deutsch) an der Humboldt-Universität zu Berlin promovierte er zu Fragen der Ästhetik und war als wissenschaftlicher Mitarbeiter im DDR-Ministerium für Kultur tätig.
Hermann-Ernst Schauer starb am 14. Dezember 2011.