9. Mai 2016: Zeitzeugen aus Riga und Kiew zu Gast
21. April 2016
Wir freuen uns sehr, die Veteranen Petr Wassiljewitsch Alaev aus Riga und Alexander Danilowitsch Bytschok am 9. Mai 2016 auf unserem Fest im Treptower Park begrüßen zu dürfen. Zeitzeugen bereichern das Fest seit Jahren mit Schilderungen ihrer Erlebnisse. In den letzten Jahren gehörten dazu Zeitzeugen wie Moritz Mebel (Oberleutnant der Roten Armee), Stefan Doernberg (Leutnant der Roten Armee), Ilja Kremer (Soldat der Roten Armee) und Wladimir Gall (Hauptmann der Roten Armee) auch polnische Kombattantinnen und Kombattanten, die in den Reihen der 1. Polnischen Armee an der Befreiung Berlins beteiligt waren. So Kapitän zur See Henryk L. Kalinowski, Oberleutnant Hania Szelewicz, Oberst Eugeniusz Skrzypek oder Major Lech Tryuk, der sich als Soldat der Armia Krajowa, nach dem gescheiterten Warschauer Aufstand 1944, der 1. Polnischen Armee anschloss.
BIOGRAFISCHES
Petr Wassiljewitsch Alaev
Petr Wassiljewitsch Alaev wurde am 26. Juni 1922 in der Altai-Region (Südsibirien), Russland, geboren. Er absolvierte die Schule und entschied sich Lehrer zu werden. Petr begann sein Studium an der Pädagogischen Hochschule. Abends war er im Fliegerclub lernte schließlich eine „U-2“ (sowjetischer Doppeldecker) zu fliegen. Später ging er auf die Militärschule und kam so zur Roten Armee. Im 540. Bomber Flieger Regiment war er Fliegerkommandant im Range eines Unterleutnants und flog im Rahmen der „Berliner Operation“ 15 Einsätze. Nach der Einnahme von Berlin erhielt das Regiment den Ehrentitel „540. Berliner Bomber Flieger Regiment“.
Nach dem Sieg gehörte das Regiment zur Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD). 1949 wurde er ins Baltikum versetzt. Ab 1957 diente er auf der fernöstlichen Insel Sachalin – fast auf 10 Tausende Kilometer östlich Berlins, bevor er 1960-67 nochmals nach Deutschland versetzt wurde.
1971 beendete Petr den Dienst in Riga als Stellvertreter des Stabschefs eines Flieger Regiments und verwirklichte seinen Jugendtraum; er war 17 Jahre als Lehrer tätig.
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Alexander Danilowitsch Bytschok
Alexander Danilowitsch Bytschok wurde am 26. August 1925 geboren. 1942 wurde er im von den Nazis okkupierten Kiew auf der Straße verhaftet und zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert. Er war 16 Jahre. Er musste in der Mühle schwer arbeiten. Zusammen mit Genossen entschloss er sich zur Flucht, wurde aber bald wieder gefasst. Erst kam er zur Gestapo, später nach Buchenwald, eines der furchtbarsten Vernichtungslager. Hier vergingen drei der längsten Jahre seines Lebens. Alexander musste die gestreifte Bekleidung mit dem roten Dreieck auf der Brust tragen, das Kennzeichen für politische Feinde des Reiches. Jeder Tag bestand aus unmenschlicher Arbeit, Hunger, Kälte, brutale Schikanen ohne Grenzen. Ungeachtet dessen alles hat er standgehalten, war er Lagerwiderstand tätig und half anderen Häftlingen so gut er konnte.
Nach dem Krieg konnte er nichts gestreiftes mehr sehen, nicht einmal mehr bei Frauenkleidern. Im Laufe der Zeit wurde alles, natürlich, etwas leichter… Aber ihm fällt es nach wie vor schwer etwas wegzuwerfen und die Hand gegen jemanden zu erheben. Der Krieg bringt nur eines hervor – Unglück, Leid, Tränen und Tod. Deshalb wünscht er allen Gesundheit.
Nach der Befreiung gelangte Alexander im Juli 1945 nach Hause nach Kiew. Seine Mutter erkannte den eigenen Sohn nicht, so sehr hatte ihn das Lagerleben verändert. Alexander baute den Donbass wieder mit auf und kehrte später nach Kiew zurück. Dort arbeitete er als Schlosser. Jedes Jahr geht er am 11. April nach Buchenwald, in seiner KZ-Kleidung mit Nummer. Diese Nummer trugen vor ihm fünf Personen. Alexander erinnert sich immer daran, das er Glück hatte, deren letzter Träger gewesen zu sein.