Larisa Popowitschenko
1. Mai 2020
Aber ich bin dankbar dafür, dass das Gedenken an meine Mitschüler und diese schreckliche Zeit wachgehalten wird.
Larisa Popowitschenko ist Jahrgang 1932. Ihr Vater war vor dem Krieg Leiter der Abteilung für Pädagogik und Psychologie an der Universität Leningrad, Dekan der Philologischen Fakultät und Parteiorganisator der Universität. Noch vor dem Umzug aus Moskau war er Herausgeber der Zeitung „Pionerskaja Prawda“ („Die Pionierwahrheit“). In dieser Eigenschaft als Herausgeber lud er Wladimir Majakowski ein, für die Kinderzeitung Gedichte zu schreiben. Majakowski schrieb so sein erstes Gedicht „Linker Marsch“. Larisas Vater war zudem mit dem Schriftsteller Arkadi Gaidar befreundet und arbeitete mit Nadeschda Krupskaja, der Ehefrau von Lenin, zusammen. Sie empfahl ihm 1935 Moskau zu verlassen und nach Leningrad zu gehen. Als die Larisa mit ihren Eltern und ihrem älteren Bruder 1936 von Moskau nach Leningrad zieht, ist sie vier Jahre alt. Am 6. September 1940 kommt ihr zweiter Bruder zur Welt.
Den 22. Juni 1941 erlebt sie mit ihrer Mutter und ihrem Bruder im „Zentralen Kultur- und Erholungspark Kirow“ am Strand, als der damalige sowjetische Außenminister Molotow über die öffentlichen Lautsprecher verkündete, es sei Krieg. Im Juli 1941 meldet sich ihr Vater freiwillig zur Front. Er kämpfte an der Leningrader Front im Range eines Bataillonskommissars und war in der politischen Abteilung der 23. Armee der Leningrader Front tätig, die ab dem 14. September 1941 unter dem Oberbefehl von Armeegeneral Schukow stand.
Larisa blieb mit ihrer Mutter und dem Bruder zurück Ihre Mutter kam aus einer verarmten Kaufmannsfamilie aus Dnepropetrowsk (heute: Dnipropetrowsk). In Leningrad arbeitete Larisas Mutter an der 24. Leningrader Mittelschule als Direktorin.
Im März 1942 verließ die Familie Leningrad über das Eis des Ladoga-Sees nach Wologda und dann nach Iwanowo. Larisa Popowitschenko kehrt als 14-Jährige nach Leningrad zurück und muss feststellen, dass die meisten ihrer Freunde nicht mehr da sind. Aus ihrer Schulklasse von 32 Kindern, haben nur acht die Leningrader Blockade überlebt.
Ihr Vater wird Professor am Pädagogischen Institut, später ist er stellvertretender Leiter des Pädagogischen Instituts auf der Krim. Ihre Mutter ist wieder an der Schule tätig.
Larisa studiert am Leningrader Elektrotechnischen Institut, wird Radioingenieurin, stellt akustische Radiostationen für Schiffe und U-Boote her und reist viel durch die Sowjetunion. 1963 heiratet sie. Ihr Mann verstirbt 1995. Sie promovierte bei Schores Iwanowitsch Alfjorow, einem sowjetischen bzw. russischen Physiker, der Direktor des Joffe-Instituts in Sankt Petersburg war und 2000 mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet wurde.