Über uns

14. April 2016

Als am Abend des 8. Mai 2006 im Kapitulationsmuseum in Karlshorst (im Deutsch-Russischen Museum) auf den 61. Jahrestag des Sieges über den deutschen Faschismus angestoßen wurde, waren auch wir, acht Frauen und Männer dabei. Wir traten an diesem Tag gemeinsam in die „Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten“ (VVN-BdA) ein. Die VVN-BdA steht in der Tradition des Kampfes für ein „anderes Deutschland“ zwischen 1933 und 1945, repräsentiert von den Widerstandskämpferinnen und -kämpfern gegen den deutschen Faschismus – unabhängig von ihrer politischen Herkunft. Für alle Menschen, die aus den Konzentrationslagern, Gefängnissen, aus ihren Verstecken im Untergrund befreit wurden, die aus dem Exil zurückkehren konnten, bedeutete der 8. Mai 1945 Befreiung, was sonst!
 

Nie wieder Krieg!
Nie wieder Faschismus!
 

Da wir seit vielen Jahren gemeinsam antifaschistisch aktiv sind, entschlossen wir uns, diesen Aktivitäten einen festen Rahmen in der Berliner VVN-BdA zu geben und uns in einer eigenen Basisorganisation (BO) zu organisieren. Der Name unserer BO ist nicht ganz überraschend „8. Mai“. Unsere BO ist für all jene offen, die sich mit ihren Ideen und Möglichkeiten in die antifaschistische Arbeit einbringen wollen.
 
Um die BO „8. Mai“ haben sich weitere Berliner Gruppen zusammengefunden. Unser gemeinsames zentrales Anliegen ist der Kampf gegen alte und neue Nazis, gegen staatlichen Rassismus, Antisemitismus und der Kampf gegen die Militarisierung der Bundesrepublik. Das heißt auch, sich den Nazis dort entgegen zu stellen, wo sie sich zeigen. Doch wir halten es für unbedingt notwendig, sich nicht alleinig auf die Verhinderung von Aktionen der Neonazis, wie Demonstrationen zu beschränken. Erinnerungs- und Gedenkarbeit besitzen für uns den gleichen Stellenwert.
 
Seit Jahren mehren sich geschichtsrevisionistische Angriffe, die den Beitrag der damalige Sowjetunion bzw. der Rote Armee zur Befreiung Deutschlands und Europa vom Faschismus schmälern und relativieren wollen. Deshalb haben wir mit unserem alljährlichen Fest zum 9. Mai unter dem Motto „Wer nicht feiert, hat verloren“ ein Fest etabliert, das sich entschieden gegen diese Versuche die Geschichte zu verfälschen, wendet. Jedes Jahr werden neben Informations- und Bücherständen, Führungen zum Ehrenmal, einem Kinderprogramm und russischer Küche auch ein deutsch/russisches Kulturprogramm geboten. Zeitzeugen wie Moritz Mebel (Oberleutnant der Roten Armee), Stefan Doernberg (Leutnant der Roten Armee), Ilja Kremer (Soldat der Roten Armee) und Wladimir Gall (Hauptmann der Roten Armee) bereicherten das Fest mit Schilderungen ihrer Erlebnisse. Dazu gehörten auch polnische Kombattantinnen und Kombattanten, die in den Reihen der 1. Polnischen Armee an der Befreiung Berlins beteiligt waren. So Kapitän zur See Henryk L. Kalinowski, Oberleutnant Hania Szelewicz, Oberst Eugeniusz Skrzypek oder Major Lech Tryuk, der sich als Soldat der Armia Krajowa, nach dem gescheiterten Warschauer Aufstand 1944, der 1. Polnischen Armee anschloss.
 
Mit unserem Fest wollen ein deutliches Zeichen unseres entschiedenen Widerstandes gegen geschichtsrevisionistische Tendenzen und das unterschiedslose Gedenken bzw. der Vermischung von Opfern und Tätern setzen und festlich daran erinnern, dass erst mit der bedingungslosen Kapitulation Nazideutschlands und dem Sieg der Alliierten und vor allem dank der Roten Armee und ihrer Verbündeten das von Berlin ausgegangene Morden ein Ende fand. Für uns gilt ganz im Sinne von Ernest Hemingway: „Jeder Mensch, der die Freiheit liebt, hat der Roten Armee mehr zu verdanken, als er jemals in seinem Leben bezahlen könnte.“ Für die Menschen in Deutschland und Europa waren der 8. und 9. Mai 1945, die Befreiung, der erste Tag des Friedens. Aber das „Morgenrot der Menschheit“ das unser Genosse und deutscher Résistance-Kämpfer Peter Gingold am 8. Mai 1945 aufscheinen sah, eine „Welt des Friedens und der Freiheit“ für die zu kämpfen uns die Häftlinge des KZ-Buchenwalds nach ihrer Selbstbefreiung in ihrem Schwur auftrugen, ist längst nicht verwirklicht. Unser Kampf geht weiter.
 
Auch dafür steht unser Fest.