9.Mai 2023 – Нет войне!

26. April 2023

Kundgebung gegen den Krieg und Dank an die Befreier*innen

Berlin | 9. Mai 2023 | ab 9.00 | Sowjetisches Ehrenmal im Treptower Park | an der Skulptur „Mutter Heimat“

9. Mai 1945 – der erste Tag des Friedens

Der 9. Mai 1945 war der erste Tag des Friedens, nachdem am 8. Mai 1945 die endgültige und bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht besiegelt wurde. Das Morden der deutschen Wehrmacht, der SS, der deutschen Polizeitruppen und ihrer Kollaborateur*innen in den überfallenen Ländern den Konzentrationslagern war endgültig beendet.

Seitdem wird der 8. Mai 1945 als Tag der Befreiung und der 9. Mai als Tag des Sieges über den deutschen Faschismus begangen.

„Nie wieder Faschismus – nie wieder Krieg!“ lautet ein Versprechen der Überlebenden des Faschismus in Europa und in der Welt.

Wir erinnern: Die Rote Armee befreite Auschwitz, befreite Berlin

Im Sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park ruhen 7.000 in den letzten Tagen vor dem Sieg über den Faschismus gefallene Soldat*innen aus der Ukraine, Russland, Belarus und den anderen Republiken der Sowjetunion Schulter an Schulter in ihren Gräbern – für sie kam der 9. Mai zu spät.

Auch für weitere Millionen Opfer der nazistischen Diktatur – Juden und Jüd*innen, Sinti*zze und Rom*nja, Homosexuelle und Zwangsarbeiter*innen – kam dieser Tag zu spät. Zu spät aber auch für viele antifaschistisch Denkende und Handelnde – Kommunist*innen, Sozialdemokrat*innen, Gewerkschafter*innen, Christ*innen, Humanist*innen. Über zehn Millionen alliierter Soldat*innen, Partisan*innen, Widerstandskämpfer*innen in vielen Ländern mussten an den Fronten für den Sieg über die Achsenmächte und die Befreiung ihr Leben geben. Ihnen und all jenen, die an der Befreiung vom Faschismus und dem Sieg über Nazideutschland beitrugen, gilt unser Dank.

Es war die Rote Armee, in der Angehörige aller Republiken der Sowjetunion kämpften, die Auschwitz befreite, die Berlin befreite.

Spasibo, thank you, merci!

Stoppt das Morden! Die Waffen nieder!

Im Gedenken an sie alle hat die Berliner VVN-BdA bis 2021 jeweils am 9. Mai am Sowjetischen Ehrenmal in Treptow ein Fest organisiert. Gemeinsam mit polnischen und Veteran*innen der Roten Armee, antifaschistischen Widerstandskämpfer*innen und Überlebenden des faschistischen Terrors haben wir den Sieg der Alliierten über das faschistische Deutschland und den ersten Tag des Friedens 1945 gefeiert.

Seitdem am 24. Februar 2022 Russland einen Krieg gegen die Ukraine und die Menschen, die dort leben, führt, ist uns das nicht mehr möglich. Unerträglich ist für uns, dass Überlebende des deutschen Vernichtungskrieges und des Holocaust durch Russlands Krieg Todesgefahr ausgesetzt sind. So wurde der KZ-Überlebende Boris Romantschenko bereits im März 2022 in Charkiw durch eine russische Bombe in seiner Wohnung getötet.

Der russische Angriffskrieg muss sofort beendet werden! Stoppt das Morden! Die Waffen nieder!

Mitglieder der internationalen Komitees und der nationalen Vereinigungen der Überlebenden der Nazi-Konzentrations- und Vernichtungslager sagten am 4. März 2022 in einem Appell an Russland zur sofortigen Beendigung des Krieges:

„Unter den sowjetischen Überlebenden der Nazilager, die im Frühjahr 1945 die Orte verließen, an denen sie jahrelang dem Tod ins Auge gesehen hatten, waren oft Russ:innen und Ukrainer:innen am zahlreichsten. (…) Sie waren von den Nazis als dieselbe Kategorie von Häftlingen registriert worden, sie waren denselben Entbehrungen, Demütigungen und lebensbedrohlichen Situationen ausgesetzt gewesen. Sie konnten sich nur auf die Solidarität unter den Deportierten verlassen, um zu überleben. Alle hatten als Bürger:innen der Sowjetunion ihren Teil am gemeinsamen Kampf gegen den Nazi-Aggressor beigetragen.“

Die VVN ist seit ihrer Gründung durch Überlebende des Naziterrors, des Widerstandskampfes und des Exils Teil der internationalen Antikriegsbewegung.

Wir Antifaschist*innen gehen auch in diesem Jahr am 8. und 9. Mai zum Sowjetischen Ehrenmal in Treptow, um die gefallenen Befreier*innen der Roten Armee zu ehren und um klar und deutlich zu sagen:

Es ist entsetzlich, dass die Enkel der Opfer des deutschen Faschismus, die Enkel unserer Befreier*innen in Russland und der Ukraine aufeinander schießen müssen.

Der russische Angriffskrieg muss sofort beendet werden! Stoppt das Morden! Die Waffen nieder!

Gegen eine falsche „historische Verantwortung“ und gegen eine Instrumentalisierung des Antifaschismus

Überall wird heute von der „historischen Verantwortung Deutschlands“ gesprochen.

Mit dem Ausspruch „Nie wieder Krieg, nie wieder Auschwitz, nie wieder Völkermord, nie wieder Faschismus“ legitimierte 1999 der damalige Außenminister Josef „Joschka“ Fischer den ersten deutschen Kriegseinsatz nach 1945 in Europa, im ehemaligen Jugoslawien – einst von der Wehrmacht besetzt und Schauplatz grausamster deutscher Kriegsverbrechen. Nun beteiligte sich die Bundeswehr am Kosovo-Krieg, warf Bomben auf Belgrad.

Die historische Verantwortung Deutschlands besteht nicht darin, dass die Enkel deutscher Wehrmachtssoldaten und Nazitäter Kriege führen und eine nie dagewesene Aufrüstung betreiben.

Historische Verantwortung deutscher Politik im Angesicht des Krieges in der Ukraine bedeutet, alle nichtkriegerischen Mittel und Wege zu beschreiten und auszuschöpfen (verhandeln statt schießen!), um den Leidtragenden des russischen Angriffskrieges in der Ukraine zur Seite zu stehen sowie zu helfen, den Krieg sofort zu beenden.

Die russische Regierung versucht, den Tag des Sieges über den Faschismus und die Erinnerung an die Opfer und den Widerstand der Sowjet-Bürger*innen im Zweiten Weltkrieg für ihren aktuellen Krieg und ihre imperialen Pläne zu instrumentalisieren.

Wir weisen die russische Kriegspropaganda zurück, der Angriff auf die Ukraine diene der „Denazifizierung“ der Ukraine, der Verhinderung eines „Genozids“ in der Ostukraine und sei ein neuer „Großer Vaterländischer Krieg“. Dieser Versuch, den Überfall Russlands auf die Ukraine zu legitimieren und der angeblich „nazistischen“ Ukraine das Recht auf Selbstbestimmung abzusprechen, ist zynische Verfälschung der Realität. Sie relativiert den Holocaust und alle NS-Verbrechen an der Bevölkerung. Sie deutet den Begriff des Nazismus zu einem Kampf- und Feindbegriff ausgerechnet gegen Ukrainer*innen um. Sie macht die Enkel der Opfer und Befreier*innen in Russland und der Ukraine zu Feinden. Das ist eine Beleidigung aller überlebenden Opfer des Faschismus, eine Entwertung der Verteidiger*innen der Sowjetunion und eine Geschichtslüge.

Gegen die neue Kriegsbegeisterung!

Wir treten ein gegen den neuen Bellizismus [1] in der deutschen Politik und in der Zivilgesellschaft, gegen die Begeisterung für alles Militärische. Uns entsetzen die Euphorie und Emphase jener, die ukrainische Soldat*innen als Held*innen in einem Kampf um „unsere westlichen Werte“ ins Feld und in den Tod schicken wollen. Dabei werden weitere Waffenlieferungen an die Ukraine als alternativlos dargestellt, Kriegs- und Aufrüstungsgegner*innen bestenfalls als naiv abgetan oder gleich als Putin-Unterstützer*innen diffamiert.

Befürworter*innen einer rein militärischen Lösung weichen gleichzeitig der Beantwortung der Frage aus, wie viele Menschenleben noch geopfert werden sollen und ob die weitere Zerstörung der Ukraine für einen illusorischen „Siegfrieden“ in Kauf genommen werden soll.

Der russische Angriffskrieg wird für ein riesiges Aufrüstungsprogramm in Deutschland mit einem Einhundert-Milliarden-Paket für die Bundeswehr und die Aufstockung des deutschen Wehretats auf mindestens zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes genutzt.

Den Ukrainer*innen nutzt das übrigens nicht – diese Waffen sind für zukünftige Kriege im deutschen Interesse gedacht.

Solidarität statt Nationalismus!

Wir stehen auf der Seite der angegriffenen ukrainischen Bevölkerung, der Geflüchteten, derer, die gegen ihren Willen Soldat*innen werden sowie der Deserteur*innen und Kriegsdienstverweigerer. Wir sind solidarisch mit den Menschen, die in Russland und Belarus gegen den Krieg und einen immer autoritäreren Staat protestieren. Wir kämpfen mit denen, die sich der militärischen und nationalistischen Logik in Russland, in der Ukraine und dem Bellizismus hier in Deutschland und überall zu verweigern versuchen.

Kommt am 8. und 9. Mai zum Sowjetischen Ehrenmal in Treptow.

Wir erinnern an den historischen Moment, wir danken den Befreier*innen aus allen Republiken der Sowjetunion!

Tretet mit uns ein gegen Krieg, Patriotismus und Nationalismus.

Gegen jeden Geschichtsrevisionismus!

Sofortige Entschädigung für alle noch lebenden Kriegsgefangenen aus allen Republiken der ehemaligen Sowjetunion!

Aufnahme aller Menschen, die vor Kriegen und Armut flüchten, die rassistische Aufnahmepraxis muss aufhören!

Unterstützung für russische, belarussische und ukrainische Deserteur*innen und Kriegsdienstverweigerer!

Stopp der Aufrüstungsspirale jetzt!

Solidarität statt Nationalismus!

Spasibo, thank you, merci!

Basisorganisation (BO) 8. Mai der Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) // Antifaschistische Initiative Moabit (AIM) // Interventionistische Linke Berlin // Stadtteilladen Zielona Gora e.V. //.

(1) Kriegsverherrlichung. Politische Haltung, die den Einsatz militärischer Mittel zur Durchsetzung von Zielen befürwortet. Gegenteil von Pazifismus

Wir würden uns freuen, wenn ihr zu diesem Anlass für das Hilfsnetzwerk für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine spenden würdet. Hier findet ihr weiteres dazu:
https://kontakte-kontakty.de/spendenaufruf-hilfsnetzwerk-fuer-ueberlebende-der-ns-verfolgung-in-der-ukraine/